Mittwoch

Irland benötigt weitere 75 Milliarden an Hilfe

Die Aufstände in Ägypten haben die Berichterstattung über was mit den PIIGS-Ländern los ist in den Hintergrund gedrängt. Deshalb hört man wenig über die katastrophale Lage in der sich diese Länder immer mehr befinden. So sieht es in Irland überhaupt nicht gut aus. Die unter staatlicher Kontrolle stehende Anglo Irish Bank hat am Dienstag verkündet, sie wird einen Verlust von 17,6 Milliarden Euro für 2010 einfahren. Für das kleine Land ist das im Vergleich so, wie wenn eine deutsche Landesbank einen Verlust von 300 Milliarden hätte. Sagenhaft!

Dabei hat der irische Staat die Bank bereits 2009 mit einem “bail out” retten müssen und sie übernommen. Damals verzeichnete sie schon einen Verlust von 12,7 Milliarden Euro, verursacht durch einen Einbruch im weltweiten Immobilienmarkt, was zu Milliarden an faulen Krediten führte, die abgeschrieben werden mussten. Bisher hat die Bank 29,3 Milliarden an staatlicher Hilfe bekommen. Jetzt wird wohl noch mehr notwendig sein. Ein unglaubliche Zahl, die das Land nicht mehr verkraften kann.

Die irische Regierung musste bereits einem Rettungsschirm von 67,5 Milliarden Euro der EU und des IWF vergangenes Jahr zustimmen, um den Finanzsektor und die Staatsfinanzen am Leben zu erhalten.

Wegen der katastrophalen Finanzsituation des Landes hat die Ratingagentur Standard & Poor's letzte Woche die Kreditwürdigkeit wieder herabgesetzt. Auch die S&P hat dies für vier irische Banken getan, einschliesslich Anglo Irish. Damit werden die Zinsen und damit die Kreditkosten für Irland auf den internationalen Märkten noch höher auf über 9 Prozent steigen. Das ist unbezahlbar.

Wenn das schon nicht genug ist, hat der ehemalige irische Finanzminister und jetziger Vorsitzender der Anglo Irish Bank, Alan Duke, noch eine Hiobsbotschaft verkündet. Anlässlich eines Seminar in Cork am Dienstagabend sagte er über die National Asset Management Agency (NAMA), die staatliche Institution, die als „bad bank“ eingerichtet wurde:

Sie benötigt eine zusätzliche Finanzierung in der Höhe von 75 Milliarden Euro für bis zu 10 Jahre auf Basis der Amortisierung. So eine Finanzierung können die Märkte nicht liefern und muss von anderen Kanälen kommen.

Wenn Duke recht hat, dann würde das für Irland eine deutliche Verschlimmerung der dramatischen wirtschaftlichen Lage bedeuten. Die Bevölkerung leidet jetzt schon sehr stark unter den Sparmassnahmen und versteht nicht, warum sie die Zeche für die Katastrophe zahlen soll, welche die Bankster und Politiker angerichtet haben. Die Wut gegenüber dem Establishment kocht über.

Unter dem Druck der Öffentlichkeit hat die irische Regierung vergangene Woche Neuwahlen für den 25. Februar ausgerufen. Der Premierminister Brian Cowen verkündete seinen Rücktritt als Vorsitzender der regierenden Fianna Fail Partei, der eine Niederlage vorhergesagt wird. Laut neuesten Umfragen wird die bisherige Opposition der Fine Gael Partei die neue Regierung bilden.

Dann kann passieren was viele als unausweichlich halten, der "hair cut" auf alle Schulden und sogar ein Ausstieg aus dem Euro. Island könnte ein Vorbild sein, denn denen geht es nach der 50% Abwertung ihrer Währung wieder besser.

Das irische Finanzministerium hat die Aussage von Duke scharf zurückgewiesen. Allerdings haben die Vertreter der Regierung in der Vergangenheit schon zu oft die Lage beschönigt, als dass man ihnen noch glauben würde.

Wenn die EU-Staaten und die EZB nicht nochmals eine Rettung für Irland beschliessen, dann ist der Staatsbankrott unausweichlich und Deutschland zahlt wieder den Hauptteil. Die Vertrauenskrise in der Währungsunion geht weiter, die Probleme werden einfach nicht gelöst, sondern nur die Löcher gestopft. Dabei türmt sich der Schuldenberg immer mehr auf.

Wie lange wollen die EU-Politiker und speziell die deutsche Bundesregierung, egal was es kostet, das Euro-Schiff über Wasser halten? Nach Irland ist da Portugal, Spanien, Italien und Griechenland. Das dicke Ende kommt ja dort noch und geht in die Billionen. Für mich ist klar, der Euro ist entweder Geschichte oder es wird überall Aufstände geben. So schliesst sich der Kreis zu Ägypten.

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